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Franz Hormes

 

Franz Hormes (1915-1990)

Nähere Freunde des Werkleiters werden sich schwer darüber einig, ob er vorsorglich auch mal mit angezogener Handbremse fuhr, während seine strahlende Herzlichkeit immer Vollgas für die Sache verhieß. Nach dem Sommer 1953 war Franz Hormes, Stammhalter einer klassisch sozialdemokratisch gesinnten Arbeiterfamilie, zum Werkleiter geworden.

Gleich 1933 schrubbte der gelernte Essenbauer, 18-jährig, unter strenger SA-Aufsicht fortschrittliche Losungen von Hainichener Häusermauern. Wie sein späterer Freund und technischer Barkas-Direktor Heinrich Schmieder überlieferte, entfernte sich Franz Hormes 1945 nahe Stuttgart von einem Truppenteil der Wehrmacht, kam nach der Kapitulation im Auftrag eines Antifa-Komitees seiner Heimatstadt zum Kämmerer-Amt und wurde über Nacht zum Stadtrat für Finanzen. Seit 1958 war er dann nach sozialistischer Fusion Werkleiter des VEB Motorenwerk in Altchemnitz, bald unter dem Zeichen "Barkas" zweitgrößter Betrieb in der sächsischen Industriemetropole Karl-Marx-Stadt. Seine Sache war der Automobilbau. Dass heute Fabrikkapitäne wie Folker Weißgerber (Gläserne VW-Fabrik Dresden) oder Siegfried Bülow (Porsche Leipzig) aus Hormes Barkas-Stall kommen, spricht in erster Linie für die Saat und den Humus der Areale an der Kauffahrtei mit dem Barkas-Logo. Original!

Heinrich Schlosser, der Technische Direktor jahrzehntelang an Hormes Seite, zuerst Chefkonstrukteur bei Framo Hainichen, hat aus engster Vertrautheit dem 1990 Verstorbenen in seinen Lebenserinnerungen manch selbstloses Gütesiegel zugeschrieben (2003, 267 Seiten, Eigenverlag). Wie sehr sich Hormes für Börsenkurse oder Weltwährungsfragen in RGW-Zeiten interessierte, ist nicht überliefert: Doch mauern konnte er - gelernt ist gelernt - wenn im Betrieb mal Not am Mann war und auch gegen unbegreifbare Entscheidungen aus den disziplinierten Regionen des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW): Rumänien baute Kleintransporter, Ungarn die Busse, Basta!

Barkas muss ein tolles Unternehmen gewesen sein, wie eben echte Automobilbauer fast ausnahmslos tolle Kerle waren: Spezialisten, Innovateure, auch Improvisateure bei allzu arger Reglementierung durch übergeordnete Organe - oder gar "gesellschaftliche Kader" mit Ergebenheitsanspruch. "Bei Hormes ging immer ein Weg rein", hieß es. Rolf Vollert, Jg. 1925 und langjähriger Werbeleiter im Barkas-Motorenwerk, stellt Hormes ein seltenes Urteil aus: "Das war ein wunderbarer Mensch. So etwas gibt es heute gar nicht mehr." Überliefert ist ein zweiseitiger Beschwerdebrief des Betriebsdirektors an die Hauptverwaltung von 1952 (Quelle: Günther Wappler), dessen Sprache Einblick in frühzeitige Querelen innerhalb der Planwirtschaft, in Hormes' Sozialverständnis und in seine Klaviatur von Strategie und Taktik handfester Polemik gibt. 1964 dekorierten die "Organe der Staatsmacht" Franz Hormes Revers mit dem Orden "Banner der Arbeit", da ruhte Franz Hormes nicht, bis die gleiche Auszeichnung im Frühjahr 1965 auch seiner kompletten Belegschaft, dem Kollektiv des Barkas-Werkes, zukam.

In Antwerpen waren dekorativ mitten auf dem Markt "51 Schnelltransporter B 1000 des VEB Barkas-Werke aufgefahren", verbürgt für den 21. Februar 1965. Der belgische Großbetrieb VAN BOOM - ein Suppengroßvertrieb offenbar, hatte sie komplett bestellt, erhalten und in Dienst gestellt. Fragen Sie mal danach, wenn Sie im Sommer auf einen Sprung in Antwerpen übernachten. Vielleicht fahren einige sogar noch bei guter Pflege. Zuzutrauen wäre es den Barkas-Pritschen/Chassis schon - aus dem original Hormes-Stall. Addi Jacobi

PS. Alle guten Barkas-B-1000-Erinnerungen zeigen sich sofort schmerzlich, wenn die populären Kastenaufbauten als Gefangenentransporter der MfS-Genossen ins Bild kommen. Dieser Zweck stand dann nicht werblich am Außenblech der für fünf Einzelkäfige parzellierten Fläche, sondern als Tarnung etwa "Dienstleistungskombinat Fix" oder andere Phantasielegenden. In der Gedenkstätte Hohenschönhausen steht einer dieser Spezial B 1000 zur Mahnung an die deutsche Diktatur des Proletariats. d.o.

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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