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Joachim Seyffarth

 

Joachim Seyffarth

Er gilt weithin und seit langem als herausragende Person der südwestsächsischen Denkmalpflege.

Doch im gleichen Atemzug muss Edith Seyffarth genannt sein, die Pädagogin, Ehefrau, Mutter, Fotografin. Die beiden Seyffarths, so unverwechselbar sie auch jeweils als Individuum in vielerlei Hinsicht sind, verwirklichen als Duo seit gut fünf Jahrzehnten eine Symbiose. Die Leser ihrer Publikationen erleben dabei eine amüsante stetige Erneuerung des Umgangs mit den Überlieferungen und Interpretationen, meist mit dem üppigen Chemnitz-Bonus des erfinderischen Ingenieurs, jedoch sichtlich mit hiesiger Wurzelkraft.
"Beide sind wandernd und forschend nach wie vor viel unterwegs", weiß Sybille Fischer, die jahrzehntelange Kustodin der stadtgeschichtlichen Sammlungen des Schloßbergmuseums mit lexikalischer Tüchtigkeit und fügt hinzu: "Dieser Forschung verdankten wir zuerst Datierung und Erkennung des Unikatcharakters einer der ersten Bohrmaschinen als Pilotwerkzeugmaschine in unserem Bestand."
Anfangs kamen seit 1963 in der Lokalpresse allerlei akribische Aufsätze zur Stadtgeschichte heraus. Noch knapper mussten später im Monatsrhythmus "Bilder und Symbole in Karl-Marx-Stadt" für das Programmheft "Wohin in Karl-Marx-Stadt?" entstehen, 115 Folgen von 1981 bis 1989, eine Schatzkammer, die unsere Stadtbibliothek in ihren Magazinen bewahrt.
So kamen Kostbarkeiten wie die Burg Nidberg bei Zöblitz, verschollene Bereiche der Wasserburg Auerswalde, auch die unauffindbar geglaubte Burg Greifenstein wieder zu Tage. Die Bodendenkmalpflege war Seyffarths Metier, ein weit reichendes "Firmenschild" für letztlich alles, was "Bodenhaftung" vorgeben konnte.
Zwei Seyffarth-Jahre waren der Rekonstruktion der ältesten in Deutschland erhaltenen mechanischen Werkstatt im legendären Frohnauer Hammer gewidmet, gefolgt von der zeitgemäßen Kämpferei um ein erstes Industriemuseum in der alten "Bernhardschen Gießerei" an der Annaberger Straße, dem Basisort des heute weitläufigen "Sächsischen Industriemuseums" in neuer Zeit. Seyffarth war erster Projektant und bis 1993 zugleich Kustos dieses Museumskerns als Chemnitzer Industriemuseum. Als dann die größte Tageszeitung der Stadt treue Leser, sprich Abonnenten, benötigte, konnten Seyffarths aus der stets aktualisierten Schatzkammer ihrer Exkursionen mit inzwischen 396 Folgen "Geschichte vergessener Denkmale" auf Dauer ankern. Salut! Soeben wird schon im 5. Band ihrer Buchreihe "Geschichten um vergessene Denkmale" geschmökert (Von Krieg und Not - vom "Schwarzen Tod"), der Nachfolger wächst auch bereits aus dem Quell der Autoren, die sich ein Häuschen bei Frankenberg geleistet haben: "Zur Miete!" - Das passt.
Wenn diese Zeilen erscheinen, sind Seyffarths wieder einmal zu oder mit Anne-Katrin Purkis unterwegs, der Tochter, teils in England, teils in deutschen Bundesländern. Die junge Frau, deren Ausstellungspremiere 1979 in der "Galerie am Brühl" angekündigt wurde, lebt schon seit 1984 an der Themse. Unsere Einladung für die Familie in die Reihe "Chemnitzer Köpfe" gilt gern und lebenslänglich.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi