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Manfred Hagen

 

Manfred Hagen

Ein Dutzend Jahre an der Spitze der Wismut GmbH

Zumeist kam schnell das Wort vom Staat im Staate in den Sinn, als in Karl-Marx-Stadt das Wort "Wismut" fiel, Markenname für den Zugriff auf Uran- und Pechblendelager in den Tiefen des Erzgebirges. Als Siegermacht war der Sowjetunion mit diesen Schätzen ein unentbehrliches Pfand im Atomkriegswettlauf der Großmächte zugefallen, höchst kostbar als Gegengewicht zur Hiroshima-Bombe der Pentagon-Strategen mit allen Konsequenzen. Die erste sowjetische Atombombe, die 1949 gezündet wurde, sei mit Uran aus dem Erzgebirge entstanden, so heißt es. Bald überragten die Sowjetsterne schier unzählige Fördertürme, wurden Landstriche zu Sperrbezirken, der Chemnitzer Hauptbahnhof zum Großumschlagplatz für Arbeitermassen und Erzerträge zwischen Johanngeorgenstadt, Königstein und Ronneburg. Noch heute stehen die meist pseudo-neoklassizistischen Bauspuren dieser Zeit in den westlichen Stadtteilen, der Wismut-Kulturpalast in Chemnitz-Siegmar, die Generaldirektion und ihre Verwaltungen an der Jagdschänkenstraße, das heutige Knappschaftsgebäude. Sachzeugnisse mit Erinnerungen an die Wismut-Kaufhäuser "Glück auf" oder Wismut-Gaststätten zur Einkehr mit Talon, so man hatte, ziehen sich bis ins Industriemuseum. Dort im Hause der Wismut-GmbH hat Dr. Manfred Hagen seinen Sitz. Er kennt nicht nur die technologischen Verfahren der Renaturierung über und unter Tage, er kennt auch von Haus aus bestens politische Veranlassungen und soziale Folgen.
Der endgültige Schlusspunkt für die Förderung aus den deutschen Urangruben ist nach über 44 Jahren "Sonnensucher"-Praxis mit dem Ablauf des Jahres 1990 markiert. 1991 zog sich der sowjetische Aktionär zurück, damals den proportionalen Anteil auf 2,75 Milliarden Mark veranschlagtes Aktienkapital zur Dis-position stellend. Finanzielle Rücklagen existierten nicht, der sowjetische Partner sah keinen Grund für Unterstützungen, mithin musste ab 1991 der Bundeshaushalt mit hunderten Millionen Mark einspringen - deutsche Einheit gab es nicht zum Nulltarif.
Schon damals waren gut fünfzehn Jahre prognostiziert, die bergbaugeschädigten Flächen zu sanieren. Bei allen nicht allein technischen Schritten dafür war Dr. Manfred Hagen der führende Kopf, der seit 1994 als "Chief Executive Technical Branch" an der Seite des Kaufmännischen Vorstandes agiert. 1992 wurde er in Chemnitz sesshaft.
Den Vertrag zum Rückzug der Moskowiter aus dem Unternehmen unterschrieb seinerzeit Bundeswirtschaftsminister Möl-lemann, wodurch ermög-
licht wurde, die Wismut in eine Gesellschaft deutschen Rechts umzuwandeln. Manfred Hagen stand stets in der ersten Reihe der Unternehmensleitung, wenn fortan Bundespräsidenten, Parlamentarier, Bundesminister oder Landespolitiker den Umgang mit den radioaktiv kontaminierten Altlasten an Ort und Stelle observierten, beeinflussten, begleiteten. Milliarden flossen aus dem Bundeshaushalt in die Projekte.
Inzwischen ist die letzte der 48 alten Halden abgetragen, verwahrt, umgelagert, bedeckt oder begrünt. In allen Verfahren bei strenger Umweltüberwachung ist Manfred Hagen firm, ganz zu schweigen von den Wasserkünsten und Schachtplomben unter Tage. Manches gleichsam unsichtbare ist lange im Gange und für die Jahre bis 2008 veranschlagt. Auch für die Nachsorge in der Folgezeit hat Hagen Vorsorge getroffen, wenn er in nächster Zeit ein Lebenskapitel in Chemnitz beschließt.
"Als man mich - schon im gereiften Alter von Anfang 50 - rief, stand ich vor einer beruflich wie menschlich völlig neuen Aufgabe", erfahren wir beiläufig. "Als Wissenschaftler reizte mich aber auch die Aufgabe, die wohl einmalig in der Welt ist." Wismut sei für ihn eine hohe Herausforderung gewesen im Sinne des Credos, weniger zu fragen, was Vater Staat für einen tun kann, vielmehr, was man selbst für sein Land tun könne. "Ein Gedanke Kennedys", ist ihm wichtig.
Dr. Hagen hat sich nicht allein auf die technischen Bewertungen und Revitalisierung der Wismut-Hinterlassenschaften konzentriert. Der Umgang mit den Biografien der Wismut-Jahre, auch mit den literarischen, malerischen oder musikalischen Resultaten der SDAG-Betriebspolitik, hatte sofort einen gebührenden Platz im respektvollen Umgang mit Lebensleistungen, Einsatzarten und zeitbedingten Irrtümern der vor Ort aktiv gewesenen Bergleute.
Die neuen harmonischen Profile und Reliefs der sanierten Gebirgslandschaften, nun ohne Halden und Förderanlagen, die in Manfred Hagens Amtszeiten der mitteldeutschen Heimat wiedergegeben werden konnten, brauchen gewiss noch Jahre und manchmal länger, bis sich wirtschaftliche Nachnutzungen erfolgreich etablieren, die Aufforstungen entwickeln, Baumkronen wachsen und auch das Gras. Das wird sich Manfred Hagen nicht nur aus weiter Ferne betrachten, dann wird er noch wiederkommen zu den Wismut-Leuten von heute und gestern. Und dann soll weiter Gras darüber wachsen.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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