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Simone von Zglinicki

 

Simone von Zglinicki

Als die Bühne des Deutschen Theaters Berlin jüngst dem Trauerakt für Eberhard Esche gewidmet werden musste, gestaltete Simone von Zglinicki die letzte Ehrung in aller gebotenen Eindringlichkeit: Die in Chemnitz gebürtige DT-Schauspielerin in memoriam für Esche, der seine Bühnenlaufbahn im Karl-Marx-Städter Schauspielensemble seit 1960 forciert hatte.
Simones Name wurde erstmals durch die Progreß-Premierenfilmplakate republikweit populär: "Für die Liebe noch zu mager" - Defa 1974, Regie Bernhard Stephan. Eben jener, der zunächst eine Regieassistenz bei Frank Vogel (aus Limbach) absolvierte, versammelte dafür mehrere sächsische Talente um sich: Co-Autor Joachim Nestler stammte aus Wittgensdorf, Manfred Freitag aus Reichenbach, und eben erstmals in der Defa-Darstellerliste: Simone von Zglinicki. "Um Himmels willen", erschreckte sich anfangs ein kundiger Zuschauer, "wie soll diese Fünfzehnjährige eine Hauptrolle durchstehen?" Um im nächstfolgenden Satz wissen zu lassen: "Nach dem Film sprach niemand von etwas anderem als von dieser Schauspielerin." Jetzt, in den Föderalismus-Ländern ist Frau von Zglinicki auf größerem Territorium abermals republikweit zu erleben, etwa seit 2004 in der ARD-Serie "Familie Dr. Kleist". Eine Künstlerin mit Charakter von Rang mit vielen Facetten. Ausgebildet zuerst an der Theaterhochschule Leipzig. "Liebe mit 16" hieß der folgende Defa-Film, dann "Eine Handvoll Hoffnung" - da ist dann auch Dieter Franke als Harthauer mit in der Besetzungsliste von Defa-Regisseur Frank Vogel aus Limbach. Mit Armin Müller-Stahl agiert sie dank Roland Gräf 1977 in "Die Flucht", einem Defa-Erlebnis, über dessen Situation und Dramaturgie noch heute nachzudenken geboten ist. Zu hohem Ansehen kam auch ihr Film "Märkische Forschungen" (1982, ebenfalls Regie Roland Gräf) nach der Erzählung von Günter de Bruyn.
Adlershof - Synonym für die Dramatische Kunst des DDR-Fernsehens - sicherte sich ihre Ausstrahlung, später mit "Polizeiruf-110"-Episoden fortgesetzt. Ein Klassiker sollte 1999 der Mehrteiler "Klemperer - Ein Leben für Deutschland" werden, auch wenn er nicht gerade zum manipulierten Mainstream der aktuellen Denkerwartungen gehört. Simone von Zglinicki wurde eine Hauptrolle zugeeignet. Schon 1994 hatte sie Margarethe von Trotta in ihrem Kinofilm "Das Versprechen" besetzt, jene Sicht auf ein Liebespaar, das um 1960 in die BRD gelangen will, aber eine Trennung über drei Jahrzehnte übersteht.
Die Fachkritik versah Simone von Zglinicki von Anfang an mit hohem Lob. Günter Rücker, Sektionsdoyen der Klasse Sprache und Dichtung unserer Akademie der Künste, bezeichnete "diese junge Schauspielerin als eines jener seltenen und kostbaren Talente, die sich nicht allzu häufig zeigen... Die Zglinicki, scheint mir, gehört zu jenen Darstellerinnen, welche die Meliorationsingenieurin und die Königin von England spielen können, die Büroangestellte und die Waldfee, vorausgesetzt, Regisseure und Autoren sehen Möglichkeiten, die in dieser Schauspielerin stecken, und haben genug Phantasie und Intelligenz, Rollen für sie zu finden und zu schreiben." Fortan zog Frau Zglinicki in allen unseren Bühnen- und Ateliermöglichkeiten ihre Register. Simone von Zglinicki, die seit bald 35 Jahren dauernd zum Ensemble des Deutschen Theaters Berlin gehört, dem legendären Haus in der Reinhardtstraße. Thomas Langhoff brauchte Simone von Zglinicki für "Gespenster", aktuell im Gespräch ist sie dank ihrer Version der Claire in Konstanze Lauterbachs Inszenierung von Genets "Die Zofen". In Dürrenmatts "Die Physiker" gibt Frau von Zglinicki die Frau Missionar Lina Rose, anderntags die Marceline Cautier in "Klotz am Bein". Man könnte dauernd nach Berlin fahren! Da trifft man ja auf der DT-Bühne ohnehin allerlei Chemnitzer/Karl-Marx-Städter bester Szenenprominenz: Gabriele Heinz, Jörg Gudzuhn, Christian Grashof, lange gern auch Ulrich Mühe und - leider nur bis zu einer unsäglichen Intendanzentscheidung wenige Monate vor seinem Tode - den unvergessbaren Eberhard Esche. Simone spricht Peter Hacks Gedicht von der Mauer, die er um sich baute. Vielleicht hören wir es auch bald in Chemnitz aus ihrem Munde, denn sie ist zu einem Abend der Bibliotheksreihe "Chemnitzer Köpfe" gebeten, damit sie uns von Biografie und Fluchtweg ihrer Eltern erzähle - und von Freud und Leid, Aufstehen und Widersetzen an und um deutsche(n) Bühnen.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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