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Erich Kuttner

 

Erich Kuttner

Was ich will soll Tat werden

Dem vor dem Ersten Weltkrieg als Redakteur der Chemnitzer "Volksstimme" im stattlichen Zeitungsgebäude Dresdner Straße 38 tätigen Erich Kuttner, seit Februar 1912 in der SPD, ist es postum beschieden, sein Vermächtnis heute im bundesweit agierenden Sozialverein "Reichsbund" verwirklicht zu sehen - zumindest ein Segment.
Aus Berlin an das sächsische sozialdemokratische Parteiblatt gerufen - Chefredakteur Ernst Heilmann stellte ihn Gustav Noske und Rudolf Goldschagg an die Seite - nahm Ernst Kuttner im Hause Kaiserstraße 54 Wohnung. Gleich um die Ecke, Weststraße 30, wohnte bis 1917 der "Gewerkschaftsbeamte Friedrich K. Heckert".
Erich Kuttner hatte zunächst im wilhelminischen Deutschland eine juristische Karriere eingeschlagen, flog jedoch, nachdem er sich kritisch über die Behörden geäußert hatte, "im hohen Bogen". Sein von 1912 bis 1922 entstandener Roman "Schicksalsgefährtin" basiert auf solchem Erleben, beschreibt überhaupt die "Wandlung eines Ästheten und Individualisten zum Sozialisten - mein Daseinsproblem". Auch ein 1937 in der Schweiz erschienener Roman - der langjährige Abgeordnete des Preußischen Landtages floh 1933 ins holländische Exil und kam später im KZ Mauthausen ums Leben - ist von autobiographischen Tangenten durchzogen, wenn ihm auch die Figur des Malers Hans von Marées zugrunde liegt.
Als Resultat seiner Jugendbiographie, sicher auch von den Chemnitzer sozialen Höhen und Tiefen zwischen Sonnenberg und Kaßberg inspiriert, verfaßte Erich Kuttner in den Weimarer Jahren eine große Zahl wichtiger Broschüren für die SPD, arbeitete für "Lachen links", "Der wahre Jakob", für "Kuckuck" und "Die Glocke". Im spanischen Bürgerkrieg arbeitete er am Freiheitssender für die Volksfront und sprach für die berühmte XI. Internationale Brigade. Der inzwischen 50jährige hatte da höchst schmerzliche Sentenzen als Landser und Kommandeur im Repertoire: 1919 formierte und leitete er das Regiment Reichstag zum Schutze der Regierung Ebert beim Spartakus-Aufstand im Januar, erkämpft das Brandenburger Tor zurück in republikanische Hand.
Bei Kriegsausbruch 1914 war Kuttner von Chemnitz aus freiwillig als Landsturmmann nach Rußland gezogen, kehrte schließlich, auch vor Verdun schwer verwundet, aus den Lazaretten zurück mit der Inspiration, für Kriegsbeschädigte, Opfer und Behinderte künftig bündig zu sorgen, wurde Mitbegründer und Erster Präsident des noch heute wirkenden Sozialvereins "Reichsbund", dem bundesweit heute über
400 000 Menschen angehören, in Chemnitz allein wohl über 500.
Mit einer Tafel am Hause Barbarossastraße 54 wird es nicht getan sein, Erich Kuttners Andenken zu pflegen.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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