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Johannes Friessner

 

Generaloberst Johannes Frießner

Generaloberst Johannes Frießner - Infanterist, Ritterkreuzträger und Oberkommandierender einer Heeresgruppe der Wehrmacht

Das Defizit der Lokalgeschichte beim Umgang mit hochrangigen Militärs aus dem 20. Jahrhundert, der Wehrmacht, der Reichswehr wie der NVA, erscheint noch immer beträchtlich. Das gern bemühte Prinzip der Pluralität gebietet es, auch auf diesem Felde keine "weißen Flecken" zu kultivieren. Chemnitzer Köpfe fehlten da keinesfalls, und nicht nur im Widerstand. Der Name Frießner ist zunächst mit einem Chemnitzer Oberbaurat des Jahrhundertwechsels verbunden. 1911 erwarb der im März 1892 in Chemnitz geborene Johannes Frießner, Sohn des Baurates, sein Abitur und trat unmittelbar darauf als Fahnenjunker in ein Infanterieregiment ein. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde er zum Leutnant befördert, bei Ende des Zweiten Weltkrieges war er Oberbefehlshaber jener Heeresgruppe, die aus der Südukraine verzweifelt kämpfend auf rumänisches und ungarisches Gebiet zurückgenommen wurde.

Dem Führerbefehl, mit unzureichenden Kräften und mangelhafter Treibstoff-ausstattung Gegenangriffe der von Frießner kommandierten 6. und 8. Armee siegreich zu bestehen, konnte der Generaloberst nicht entsprechen. Am 22. Dezember 1944 wurde der Chemnitzer vom Oberkommandierenden seiner Stellung als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd enthoben und bis zur Kapitulation "nicht mehr verwendet". Bis 1947 saß General Frießner in amerikanischer Kriegsgefangenschaft im Nürnberger Gefängnis.

Überliefert ist, das kann im Monat des Volkstrauertages 2000 nicht weggelassen werden, dass der stellvertretende Kommandierende General des II. Korps der Bundeswehr, Ritterkreuzträger Generalmajor Franz Pöschl, 1971 den Verstorbenen in seiner Grabrede als einen "besonders tapferen Truppenführer seltenen Gepräges" würdigte. Der Geehrte hatte bereits im Krieg 1914/18 höchste Kriegsauszeichnungen des königlichen Sachsens erhalten, im Krieg 1939/45 fand sein Einsatz bei den Schlachten um Rschew, Ossuga, Orel und dem Kursker Bogen Desna-Dnepr durch das Ritterkreuz Würdigung.

Die Friedensjahre bis zum Fronteinsatz hatte Frießner als Lehroffizier verbracht, zuletzt als Inspekteur des Erziehungs- und Bildungswesens des Heeres. In einem Mitte der 50er Jahre erschienenen Buch finden sich die Sätze General Frießners: "Den Opfern, die der Krieg gefordert hat, schulden wir die Überwindung der Irrtümer, Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit. Wir schulden ihnen die Erneuerung und Behauptung unseres nationalen Lebens. Freiheit und Unabhängigkeit sind jedoch, wie mit jedem Tag deutlicher wird, nicht nur eine Frage der Wehrbereitschaft, neuer Waffen, loyaler und entschlossener Bundesgenossen, sie sind auch eine Frage der politischen Idee und der inneren Macht, der gesellschaftlichen Ordnung. Das soldatische Erbe des Dienens, der Ehre, der Pflicht und der Kameradschaft könnte hier auf unverhoffte Weise fruchtbar werden." Worüber zu streiten bleibt.

 

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi