• St. Pauli Kirche
  • Johannisplatz
  • Gast. Sechsruthen in Glösa
  • Markthalle
  • Bismarkschlösschen
  • Burg Rabenstein
  • Nicolaibrücke
  • Wanderer
  • Tietz
  • Johanniskirche
  • Becker & Schraps

Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv
 

Hadayatullah Huebsch

 

Hadayatullah Hübsch

Ohne Joints und Trips oder die Gewalt der Kreativität

Zuerst war der Hinweis eines Freundes. Als sich der Name Hübsch dann mit Chemnitz verband, war die Neugier verstärkt. Wie kam der Mann zu diesem Vornamen? Literarisch begabt sollte er sein und ein Alternativer. Wovon? Wofür? Wodurch?
Der Neugierige fragt heute gern Datenbanken per Zentralcomputer. Die Buchhändlerterminals druckten eine lange Liste: Hübsch ist aktuell mit neunzehn Titeln präsent, viele zwischen "Underground" (1968) und "Heimat-Blues" (1988) vergriffen. Das Werkverzeichnis lässt keinen Zweifel: hier ist ein 68er kennenzulernen, der unangepasst blieb und sichtbar weder den Weg durch die Institutionen noch den Mief der Routine ging: Nicht hartnäckig wohl, eher religiös geführt, in Religiosität mündend, - wer sich annähern will, soll zuerst relativieren und differenzieren. Passgenau betritt der Freund erneut die Bildfläche und gebietet zuerst den strikt autobiografischen Bericht zur Brust zu nehmen. Gehört, getan: "Keine Zeit für Trips" vom April 1991 enthüllt sich als alternatives Memorial und ist zugleich stinknormal. Keine Poesie, die steckt in "Da schau in mein Gehirn" (1991). Keine Wissenschaft, die breitet sich aus in "Alternative Öffentlichkeit, Freiräume der Information und Kommunikation" (1980). Keine Religionsschrift, die ist schon eher "Islamische Mystik im Beispiel J. Rumis", keine Esoterik, die wohl spätestens 1993 mit "Prophezeiungen des Islam". Und doch von allem eine Menge für den möglichen Aufbruch in eine neue Utopie.

Hadayatullah Hübschs Vater Max, das sagt er später beim ersten Telefonkontakt ohne Zier und Zögern, war AEG-Direktor in Chemnitz, die Mutter gehört zu den wenigen, die im Taxi entbinden, weil der Knabe auf der Fahrt zur Klinik nicht länger warten wollte. Vom Jahrgang 1946 stammend (8.1.) geht Hübsch, damals noch mit Taufnamen Paul-Gerhard, das Abitur am Gymnasium Oberursel an, kennt Demos von innen, versuchte sich (flüchtig) in der SPD, bringt Stichwörter ins Speil, wie Ostermärsche, Notstandsgesetz, Springers Bild, Vietnam-Kampagne, gehört zur Szene der Alternativliteratur, der Urszene gleichsam. Hübsch weckt Gedanken, warum so wenig besteht, über Enttäuschungen, über Scheitern und all die neuen Fügsamkeiten zu reden und dabei kräftig den Pelz zu schütteln wie ein pitschnasser Terrier beim Verlassen des Flusses. Im Hinterkopf fest als Bohrpfahlgründung sein Dichter-ABC, das man kennen und bald einschlägige Schulden tilgen sollte.
Man weiß wohl stets zu wenig von Hadayatullah Hübsch. In all seiner Individualität aber ist er als Zeitzeuge ein markanter Chemnitzer Kopf. Wenn er im Sommer in seine Geburtsstadt kommt, ins exlibris, wird mehr zu erfahren sein über Subkultur und Szenekult, soziokulturelle Gruppierungen und Alternativen, vor allem über das Wovon-wodurch-wofür? Hübsch ermuntert, den Code des Lebens zu ergründen. Hadayatullah jedoch bedeutet Der von Allah geleitete und ist jener Name, den ihm seine islamische Reformgemeinde auf Hübschs Ersuchen gab. Neue Zeiten, neue Wünsche? Wir dürfen fragen.

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

Joomla 3.0 Templates - by Joomlage.com