Heinz Charrasch

Populärer Filmproduzent noch ohne Retrospektive in der Stadt der Kindheit

Zu all den Schauspielern, Drehbuchautoren und Film-Regisseuren mit Chemnitzer Herkunft ist dank der Wende noch ein Hollywood-Produzent benannt worden, von dem es heißt, er sei millionenschwer: Heinz Charrasch, geboren am 4. Mai 1918 nahe der Markthalle bei der Großmutter - die Eltern wohnten Nordstraße in einem Haus, das den Krieg nicht überstand. Im Frühjahr 1990 hat er darüber im Chemnitzer Ratskeller erzählt, denn als er davon hörte, daß der alte Stadtname nach Bürgerentscheid wieder zu seinem Recht kommt, startete er bei erster Gelegenheit einen Umweg in die Geburtsstadt, ehe er weiter nach Cannes zog. Dort kennt man ihn als "John Harris aus Los Angeles", spricht in Pressespalten opulent von 350 Filmtiteln des Unterhaltungsmetiers, die mit seinem Handeln und Schaffen, Ertrag und Risiko verbunden sind. "United American Pictures" heißt seine Gründung, eine Firma, die inzwischen auch in Chemnitz und Prag Dependancen unterhält.
Allerlei Hoffnung also, möglichst bald John-Harris-Filme in seiner Geburtsstadt würdig kennenzulernen: Der einstige Maurerlehrling - Vater Strumpffabrikant, Mutter Krankenschwester - wanderte in jungen Jahren aus und konnte in Australien Fuß fassen. Seit einer ersten Kleindarstellerrolle im Land der Känguruhs hat sich John Harris fortan zwischen Südpazifik, Kalifornien und Europa einen Namen an der Seite von Stars und Sternchen erworben. Viele Zeitungsberichte, die wir aus dem Hause UAP erhielten, erzählen davon in vielen Farben.
"Ich komme auf jeden Fall wieder", hatte Harris schon 1990 in Chemnitz versprochen. Beim hiesigen Standesamt war ihm seine Geburtsurkunde wunschgemäß ausgefertigt worden, John Harris war just auch mit dem damaligen Vize-OB Dr. Füßlein (beachtet Zitate aus dem Wortprotokoll der Stadtratsitzung am Ende dieses Textes) im Rathaus zusammengetroffen und hatte sich für einen "internationalen Freundeskreis alter Chemnitzer in aller Welt" ausgesprochen: "Ich kann mich für die Idee begeistern, kenne viele Leute, auch Chemnitzer zwischen Kalifornien und Neuseeland."
Jetzt ist Christian Weick dabei, John Harris’ Unternehmerformat in Ehren zu halten, den Filmverleih und gern auch manche marktgünstige Filmproduktion stadtfreundlich auf den Weg zu bringen. Die Hoffnung, den namhaften "Chemnitzer Kopf" John Harris alias Heinz Charrasch hier gebührend zu begrüßen, wenn er nur mal wieder zwischen Hawaii und den Filmmetropolen dieser Welt bei guter Gesundheit hier Station machen wollte, geriet jetzt zwangsläufig auf Sparflamme, weil dafür jedem potentiellen Gastgeber Besuchskosten von "insgesamt 40.000 DM bis etwa 50.000 DM" erwachsen würden, exklusive Hotelunterkunft. Auch die erbetene Präzisierung der Filmtitelliste zu Harris’ Lebenswerk oder einzelnen Titeln (Stabangaben, Uraufführungsdaten) kann offenbar vorerst der örtlichen Filmographie nicht hinzugefügt werden: "Weiterhin sind die Recherchen unsererseits auch mit Kosten verbunden, so daß bezüglich dieser Sache auch Geld vorhanden sein sollte", hieß es jüngst dazu unter dem UAP-Logo. O.k., wir beginnen, zu sparen.

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi