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Horst Fischer

Horst Fischer

Die Spurensuche nach dem vielgerühmten Fischer-Hackl lohnt immer. Aus den Erzählungen der Zeitgenossen tönen förmlich die Klänge entgegen, die der Startrompeter seinem Instrument entströmen ließ, wie ein Helmut Zacharias der Geige oder ein Menuhin. In Schellackrillen sind sie bewahrt, auf Magnetbändern dann, zu einer Zeit, als digitale Tonaufzeichnungen noch für Jahrzehnte Zukunftsmusik waren. Welch Chemnitzer Talent! "Bis zum zweiten gestrichenen F, etwa bei 'Jalousie' von Jacob Gade", weiß Stephan Will aus Bergisch-Gladbach, der seinem Idol auch in der tränenreichen Endzeit ein treuer Fan blieb, zu schwärmen, und Günter A. Freund aus Marktschwaben mahnt: "Diesen klaren Glanz auf der Trompete wird es nie mehr geben". Kein Tanzstil hat in den letzten 50 Jahren seine Beliebtheit so dauerhaft bewahrt, wie der Swing, alles spätere blieb kurzlebiger. Von Hitlers Getreuen verpönt und unter Bann gestellt, kam zur Befreiung mit Amibesatzung und freiem Äther auch für den Jazz ein Neubeginn. Doch bald zählte in der zweiten Nachkriegsrepublik auch die "deprimierende schikanöse Behandlung der Jazz- und Swingmusiker" (Kühnholz) durch DDR-Funktionäre zu den traurigen Kapiteln einer unsterblichen Sache, an deren Anfang in Deutschland unser Hackl ein brillantes Kapitel schrieb.
Mit seinem Instrument wurde Horst Fischer zur Legende. Er musizierte zuerst meist im Gasthof Neustadt mit Karl Walters Bigband - so unvergesslich, dass man seither stets beim Vorüberfahren den Verfall des Hauses bestürzt erkennen musste. Horst Fischers Kunst indessen ist konserviert in Funk- und Filmtönen, jetzt gar als Doppel-CD. "40 Jahre Jazz - Erwin Lehn und sein Südfunkorchester" enthält beachtliche Aufnahmen aus Stuttgart und Frankfurt.
Auf meinen Glückwunsch zu dieser Hörfreude hat mir Professor Erwin Lehn letzten Monat kostbare Einzelheiten zu Fischers Biografie und Leistung bestätigt: "Er war ein wirklich großartiger Musiker als Satzführer der Trompeter wie auch als Solist! Seine 'Ausdauer' in punkto 'Ansatz' war einmalig. Ich erinnere mich, dass wir mit Michael Jary in Hamburg zwei Filme musikalisch betreut und genau 24 ½ Stunden im Aufnahmestudio musiziert haben. Er hat zum Schluss immer noch so strahlend geblasen wie zu Anfang. Auch die Schallplatten, die er als Solist eingespielt hat, zeugen von großem musikalischen Können. Leider hatte er gelegentlich Alkoholprobleme, die dann am 21. März 1986 mit zu seinem Tod beigetragen haben".
Keine 18 Monate nach Gründung der später so ruhmlos untergegangenen DDR kehrt Horst Fischer mit Erwin Lehn und Werner Baumgart dem MDR-Orchester Kurt Henkels den Rücken, ging voraus nach Stuttgart. Eine gute Zeit begann.
1966 wurde Hort Fischer zum vielgerühmten Star des Orchesters Kurt Edelhagen, gehörte zu den Bands von Willy Berking und Werner Müller, blieb allezeit Erwin Lehns im Südfunk verbunden. Weltweit tourte er von Konzert zu Konzert. In Japan blies er mit dem gleichen Format, das ihm schon 1959 zur "Goldenen Trompete" für eine Million verkaufter Platten verhalf. Eine Legende! Es heißt, Horst Fischer, sei als Bettler am Straßenrand gestorben. Das frühe Unglück begann mit einem zweifelhaften Freund, der dem Horst den schließlich krankhaften Griff zur Flasche lehrte. Für Jahre noch einmal "trocken", kam der Rückfall aus uns noch unerklärlichen Zwängen; wohl weder sozial noch familiär begründet. Oder? In Begleitung einer Plastiktüte entdeckte ihn Stephan Will, draußen in Paffrath: "Zähne raus, Haare lang. Da wusste ich alles".
Mundstück und Fischers Trompete hält Stephan Will als Reliquien in Ehren, übernahm sie aus Hackls Händen. Alle Erinnerungssegmente sollen zur Sprache kommen, wenn am 16. Mai im Rosenhof bei "Charts 9001" Horst-Fischer-Freunde aller Generationen zusammenkommen, um an den tragisch ertrunkenen Musikmillionär zu erinnern, der in Adelsberg begraben liegt.

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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