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John E. Greve

John E. Greve

Begründer der Astra-Tradition

Bei seiner Heimkehr aus Gottes eigenem Land hatte J. E. Greve die Wahl unter allen namhaften Industriegebieten Deutschlands. Greve entschied sich für Chemnitz. Zuerst mag er wohl in Hamburg-Altona an Land gegangen sein, als er 1910 seine Heimkehr nach acht Jahren Weltanschauung in den USA betrieb. Ein Ahoi dem Geburtsort, dann enterte er ein uns unbekanntes Fahrzeug, nahm Kurs auf Sachsen und ging vor Anker. Chemnitz hatte für den erprobten Mechaniker mit Ingenieursgaben alle Voraussetzungen, seine Vision deutscher Rechentechnik zu realisieren. Maschinenbau in Kombination mit Textilfabrikation, so schloss er, das kreuzt Schwergewicht mit Fingerspitzengefühl. "Hier will ich gründen".

Als Weg dahin konnte es nur den direktesten geben. Greve bewirbt sich bei Wanderer, wird dort Konstrukteur, rasch Chefkonstrukteur, entwickelte erste hier marktfähige Addier- und Subtrahiermaschinen samt Druckwerk und mit Volltastatur. Seine Hoffnung, die ihm aus den USA bekannten Einfachtastatur herauszubringen, gelingt ihm erst nach der Einrichtung einer eigenen Werkstatt 1919 in der Schloßstraße 2. Die Gründung hat Ausgangsgröße 4, zwei Konstrukteuer, zwei Mechaniker. Sein erste europäische Zehnertastatur setzt sich rasch gegen Konkurrenzerzeugnisse als ASTRA-Tastatur durch. "Per aspera ad astra", durch steiniges zu den Sternen, ist Greve zum Leitspruch geworden.

Der heutige Weg durch die Altchemnitzer Straße zeigt zwar noch die vertrauten Fertigungsstätten von Astar und Ascota, alle Spuren der Vorwendezeit mit jenem "Gestrüpp von Plandogmatismus, laufenden Umstrukturierungen und Innovationsverlust durch westliche Embargolisten", doch das totale Aus für die Chemnitzer Büromaschinenbauer kam erst mit dem 1. Juli 1993. Abgewickelt ohne Rest per Liquidation durch Treuhandweisheit. Das Konzept des neuen Besitzers setzt dort auf alles andere, nur nicht auf die Tüchtigkeit Chemnitzer Facharbeiter in klassischen Industriebereichen. Ein neuer Greve ist leider nicht in Sicht...

Dieser hatte sich 1956 übrigens nochmal aus der BRD gemeldet und es in einem juristischen Verfahren den Sachwaltern des Volkseigentums untersagt, das Warenzeichen Astra weiter zu benutzen. So gewöhnten wir uns 1959 an Ascota, der Export reduzierte sich auf RGW-Bereiche. Der Firmengründer Greve, dessen Belegschaft vor Kriegsbeginn auf 1653 Mitarbeiter angestiegen war und mit Kriegsgefangenen, KZ-Häftlingen und Ostarbeitern 1944 auf 2653 stieg, sah sich nach der Kapitulation vor östlichen Gerichtsschranken, um sich nach Jahren der Waldheimhaft in Köln niederzulassen. Welches unternehmerische Format John E. Greve eigen war, welche Verbindung von konstruktivem Willen und gestalterischer Gesinnung, davon erzählt in knappen Zügen eine blaue Broschüre namens "Astra & Ascota - Anfang und Ende der Chemnitzer Büromaschinenindustrie, herausgegeben vom Betriebsrat der Ascota AG i. L.", auf die wir uns vielfach in diesem Beitrag beziehen. Nun bleibt, die Lebensgeschichte Greves als "Chemnitzer Kopf" weiter nachzuspüren, Nachfahren und Neugründungen in der rheinischen Marktwirtschaft aufzufinden, Weizen und Spreu zu erkennen, und widerfahrenes Unrecht, so geschehen, durch angemessenen Platz in der Chemnitzer Industriegeschichte partiell tilgen zu helfen. Den Ascota-Werktätigen der VEB-Periode aber blieb in den Mahlsteinen der Zeit allein der blaue Brief. Und nun die kleine Betriebsgeschichte zur Greveschen Gründung, in klassischem Couvertblau, für die zu danken ist.



 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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