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Peter Hessel

 

Peter Hessel

Peter Hessel - Forscher, Historiker, Publizist

Ein erstes öffentliches Wiedersehen mit seiner Geburtsstadt hat am fernen Ontario-See der Publizist und Schriftsteller Peter Hessel zugesagt, der jetzt vom kanadischen Zentrum ins sächsische Chemnitz aufbrechen will. Am 5. November ist er ab 19.30 Uhr im Neuen Rathaus zu begrüßen. Die Jahre des Kalten Krieges haben auch ihm die Heimkehr ins Sachsenland oder einen gelegentlichen Kurzbesuch in allen Jahrzehnten verleidet, zumal er 1952 ganz auf sich selbst vertrauend (die Mutter folgte ein Jahr später nach) aus Deutschland weggegangen war. Der Auswanderer hatte schon 1942 als Elfjähriger Chemnitz verlassen, im Alter von 20 Jahren zuerst das Zertifikat als "Staatlich geprüfter Landwirt" in der Tasche, war auch Beamter der kanadischen Bundesregierung in Ottawa und gilt längst als kompetenter zweisprachiger Journalist, Übersetzer und Buchautor. Nahe der Kleinstadt Arnprior lebt er mit seiner Familie.

Acht Bücher seiner Feder bekunden seine Aktivität, drei stellt er heraus: Destinations: Ottawa Valley (1984), From Ottawa with Love (1979) und The Algonkin Tribe (1981); doch hat vielleicht - da die jüngste Frucht oftmals als die liebste gilt - der Band The Algonkin Nation, der 1993 herauskam, den vorangegangenen den Rang abgelaufen. Unsere Stadtbibliothek jedenfalls ist gut beraten, Peter Hessels Publikationen fortan in der Sammlung einheimischer Autoren gute Plätze einzuräumen, weil er dort im Sektor "Internationale Bibliothek" nicht länger fehlen sollte.

Aus bester Kenntnis und eigener Lebenserfahrung resümierte Peter Hessel letztes Jahr in der deutschsprachigen "Zeitschrift für Kulturaustausch" über die Kulturbeziehungen zwischen Deutschland und Kanada. Es müsse noch viel getan werden, ehe man sich dort in Kanada von einem teils verzerrtem, teils verklärten Deutschland-Bild löse und in der BRD Kanada als einen "äußerst interessanten modernen Industrie- und Kulturstaat" begreife. "In den Schulen", so erinnert sich Hessel an die fünfziger Jahre, "wurden deutsche Einwandererkinder oftmals verhöhnt." Lange habe man nur wenig zwischen Deutschen und Nationalsozialisten unterschieden, "Nachkriegseinwanderer mußten sich damit abfinden, daß sie oft geschmäht und mitunter schlecht behandelt wurden." Erst viel später, noch in den achtziger Jahren, sei die BRD auf den Weg gekommen, in "Kanada ,stubenrein‘ zu werden". Das von Hessel gezeichnete Bild, so räumt der Autor am Ende seines Beitrages ein, solle getrost "diejenigen Bundesbürger verwundern, die sich einbilden, im Mittelpunkt unseres Planeten zu leben."

Am 5. November ab 19.30 Uhr findet Peter Hessel im Grünen Salon des Rathauses zum würdigen Raum die nötige Zeit, sich über seine Lebenserfahrungen zu äußern, Kanada mit den Augen des kritischen Historikers zu schildern und über die besten Gewohnheiten zu sprechen, wie, warum und wodurch, im bunten Mosaik kanadischer Volksgruppen die tolerante Einstellung gegenüber ,Anderen‘ kein Problem sein muß. Dort wird man auch nach seinen journalistischen Vorfahren in der Chemnitzer Presselandschaft zu fragen haben und auch Näheres dazu wissen wollen, dank welcher Prägungen wohl nun auch Peter Hessels Junior in Kanada mit Verve journalistisch tätig ist.

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi