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Bernhard Schweitzer

 
 

Prof. Dr. med. Bernhard Schweitzer

 

Das Abgangszeugnis für Profes-sor Dr. Schweitzer unterzeichnete vor fast 45 Jahren der spätere Oberbürgermeister Kurt Berthel für den "Rat der Industriestadt Chemnitz": "Durch seine jahrzehntelange Berufserfahrung besitzt er in der Diagnostik der Frauen-leiden und in der Indikationsstellung ein sicheres Urteil", heißt es dort etwas karg. Doch schon im nächsten Satz stimmt jede Silbe: "Als sehr geschickter Operateur genoß er das Vertrauen der Chemnitzer Bevölkerung." Professor Dr. Schweitzer, aus Freiburg im Breisgau stammend, war 1923 zum Direktor der Staatlichen Frauenklinik Chemnitz ernannt worden. Er sorgte für den Neubau des dazugehörenden Säuglings- und Mütterheims und für wichtige Erweiterungsbauten des Hau-ses. Auch der wissenschaftliche Ertrag der Klinik als Forschungs-institut ist in den dreizehn Jahren seiner frühen Tätigkeit sein Ver-dienst. 1935 nämlich war die antinazistische Einstellung Pro-fessor Schweitzers so bekannt, daß der damals 54jährige fristlos seines Amtes enthoben und zwangspensioniert wurde.
"Von diesem Tage ab war ich ein Vierteljahr wohnungs- und arbeitslos," notiert Schweitzer später.

Er erlebte "Postkontrollen und aufregende Vernehmungen durch die Gestapo". Boykott und Verleumdung breiteten sich aus, als sich Professor Schweitzer, "ohne eine Genehmigung zu erhalten", ab 1936 als frei praktizierender Frauenarzt in Chemnitz niedergelassen hatte. Erst nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches konnte der weithin verehrte Gynäkologe noch einmal als Chefarzt und Ärztlicher Leiter der Chemnitzer Frauen- und Säuglingsklinik tätig werden: Eine Woche nach Deutschlands bedingungsloser Kapitulation nahm er seinen Platz wieder ein, prägte weitere Medizinergenera-tionen seiner Umgebung durch sein Format. Die zweite Chef-phase an der Flemmingstraße.
Professor Schweitzers wissenschaftliche Leistungen liegen, wie es in einer Publikation zum 50. Geburtstag 1931 hieß, "hauptsächlich auf dem Gebiet des Kindbettfiebers, der schwersten Geburtskomplikationen, der operativen und Radiumbehand-lung des Gebärmutterkrebsesund anderem, wovon zahlreiche Arbeiten in Fachzeitschriften Zeugnis ablegen." Unter seiner Leitung war die Chemnitzer Klinik reichsweit mit bis zu 3500 Geburten jährlich zur drittgrößten Deutsch-lands gebracht, zahlreiche in- und ausländische Schüler Schweitzers dankten dem schon 1919 zum außerordentlichen Professor ernannten Akademiker Prägung, Weg und Rang, denn seine Lehrtätigkeit an der Leip-ziger Universität hatte er auch von Chemnitz aus jahrelangfortgesetzt. Einem Ruf an die Staatliche Frauenklinik Dresden folgte er nicht, Professor Schweitzer hatte in Chemnitz starke Wurzeln geschlagen.

Am 5. März 1945 zählte er zu den total Ausgebombten und kam, wie zu erfahren war, in Leukersdorf unter.
Eine weitere Facette seines Wirkens ist mit dem seinerzeitigen und auch heute wieder in Chemnitz tätigen "Cartellverband (CV)" zu nennen, der sich in allen deutschen Hochschulstädten bildete. Der Chemnitzer Zirkel be-gann 1922 durch Professor Dr. Schweitzers Wirken seine Geschäfte, war aber wegen seiner konfessionellen Orientierung und seiner demokratischen Vereinsstruktur in den Zeiten brauner und roter Diktaturen verboten.
Wenn im Herbst dem CV-Zirkel Südwestsachsen zur 75. Wieder-kehr seiner Gründung gratuliert werden kann, gibt es allen Anlaß, Bernhard Schweitzer einen überregionalen Ehrenplatz einzuräumen.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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