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Rudolf Weisser

 

Rudolf Weißer

Der große Wurf aus besten Händen

Unbestrittene städtebauliche Dominante in Chemnitz ist Rudolf Weißers Baukomplex "Stadthallenensemble und Hotelhochhaus". Die Stadthalle feiert mit Fug und Recht in diesem Jahr ihre 25jährige Existenz, fürs Hotel wäre es wohl schon im Vorjahr möglich gewesen. Zu feiern ist jedesmal auch der Architekt, Diplomingenieur Rudolf Weißer, dem nach dem 9. Februar 1981 die Trauer aller Angehörigen und Freunde galt, dessen Betrieb, das Volkseigene Wohnungsbaukombinat "Wilhelm Pieck" Karl-Marx-Stadt - Komplexe Vorbereitung, seinem ehemaligen Chefarchitekten "stets ein ehrendes Gedenken" versprach: "Mit ihm verlieren wir einen verdienstvollen Kollegen, der sich in seiner über 30jährigen Betriebszugehörigkeit durch hohe Einsatzbereitschaft und das ständige Bemühen um ein den Menschen dienendes Bauen Achtung und Anerkennung erworben hat." Weißer, ein Mann vom Jahrgang 1910, hatte in der kriegszerstörten Stadt ein großes Aufgabenfeld. Die Schule an der Annenstraße, auf dem vormaligen Logengelände erbaut, ist nach meiner Erinnerung das erste Bauwerk seiner Handschrift, zuletzt sehe ich ihn am Architektenschreibtisch, wie er mir die neue Eingangszone des Schauspielhauses mit Plastik und weit gespanntem Porphyrbogen vorstellt. Es sollte sein letzter Entwurf bleiben, doch bei wohl jedem Betreten des Theaters sehe ich die Situation noch immer so zuerst auf Weißers Planpergament.

Zusammen mit Gartenarchitekt Wienke und anderen nahm Weißer für die Stadthallen- und Hotelgestaltung den Nationalpreis "im Kollektiv" entgegen. Tatsächlich ist die harmonische Zone zwischen Straße der Nationen und Theaterstraße dort mit allem Grün und mit der Wiederkehr der Hexagone ein Schmuckstück von einmaliger Gestalt: In der der Hotelstele vorgelagerten Hügellandschaft der Säle, die als Neruda-Klub-Achteck, Großer Saal, Kleiner Saal populär sind, verschmelzen Funktion und Ästhetik, geziert von baugebundener Kunst drin und draußen. Wer wie Weißer und sein Team ein solches Lebenswerk hinterlassen kann, hat das Seine getan. Uns ist es dringend aufgegeben, diese Chemnitzer Kernlandschaft zu hegen und allenfalls maßvoll zu ergänzen, ohne sie zu beschädigen.

Ein schönes Erinnerungsstück ist dieser Rubrik mit der Porträtkarikatur Rudolf Weißers von Harald Kretzschmar beigegeben. Sie war schon in der Ausstellung "Porträtkarikaturen" im Museum am Theaterplatz zu sehen, in der die aus unserer engeren Heimat zu Porträtehren gekommenen auch bei Diskussionsveranstaltungen zu erleben gewesen sind. Unvergeßbar auch das Auftreten Rudolf Weißers an diesem Abend. Sie wird nicht fehlen, wenn in diesem Frühling in die Stadthalle zu "Chemnitzer Köpfe - Rudolf Weißer" eingeladen werden kann.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi