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Stefan Heym

Stefan Heym

Referenz an Stefan Heym

Stefan Heym wird 80! Wir gratulieren gern in Nähe und Respekt. An der Geburtstagspost, an Wortwahl und Akzent, wird wieder ablesbar sein, wie in Deutschland anno 1993 die Werte und Kräfte verteilt sind, wie es um Aufrichtigkeit und Toleranzfähigkeit steht.
Auf dem Kaßberg geboren, nahezu gleichaltrig mit den anderen gewichtigen Kaßbergkindern Lothar-Günther Buchheim, Stephan Hermlin, Werner Illing und Peter von Zahn, führte sogleich der literarische Erstling Stefan Heyms, der in der "Volksstimme" gedruckt wurde, zu größtem Aufsehen in der Chemnitzer Gesellschaft. Der Schüler flog vom Gymnasium und beugte sich nicht. Ob im USA-Exil, in den Zeiten des Korea-Krieges oder der erlahmenden Hoffnung einer deutschen demokratischen Republik im Osten Nachkriegsdeutschlands, jederzeit bot Stefan Heym den Erscheinungen die Stirn. Als 24jähriger redigierte er in New York seine Deutsche Volks-Zeitung, als 32jähriger Sergeant der US-Army stand er vor den Trümmern seines Elternhauses am Kaiserplatz, gab mit 37 Orden und Uniform angesichts des Koreakrieges zurück und kam knapp 40jährig in den Berliner Osten; da war er bereits ein weltbekannter Autor. In seiner Heimatstadt erinnert man sich an eine Jugendweiherede 1960 in der Friedrich-Engels-Oberschule, an Lesungen in den Bibliotheksräumen am Schillerplatz, Mitte der 50er Jahre schon, an gemeinsame Abende mit Karl Otto und Hanna Klose-Greger. Auch der Einladung, im Ehrenkomitee zur 800-Jahr-Feier Karl-Marx-Stadts mitzuwirken, wollte er entsprechen, was aber die Obrigkeit unter nicht geringem Aufsehen plötzlich verhinderte. Der 1990 erschienene Band "Nachruf" ist reich an anekdotischen Episoden im Zeichen einer unbeugsamen Stirn.

Seine Geburtsstadt bot ihm allezeit zu wenig Freundlichkeit, vornehmlich die jeweilige Obrigkeit. Den "Chemnitzer Ernst" der Bürgerbewegung freilich akzeptierte er. Wenn schon keinem anderen, sollte es nun der Bürgerbewegung gelingen, im kommenden Mai den großen Sohn des Kaßbergs nach Chemnitz zu holen. Zuvor wird er in der MDR-Reihe Mit-Menschen am 5. April zu sehen sein, wenn er sich in Sachen "Alster, Tiger und die Stasi" äußert.

Auf der unvergessbaren Kundgebung des 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz wurde Stefan Heym als "Nestor unserer Bewegung" fünf Tage vor dem Mauerende angekündigt. Wenige Wochen danach warnte Heym mit all seinem Gewicht davor, das Land für ein Linsengericht wegzugeben. Da wurde der Applaus für den Non-Opportunisten merklich leiser und seine lange auf westdeutschen Kanälen teure Präsenz merklich reduziert. Die Stirn des aufrechten Wortes blieb davon unverletzt. Heym blieb Sachwalter der Hoffnung, die Verhältnisse zu bessern in jeder Lage. Genaugenommen waren drei Einheimische an jener denkwürdigen Kundgebung maßgeblich beteiligt. Ulrich Mühe und Jutta Wachowiak, beide jeweils einige Spielzeiten am hiesigen Theater und auf dem Alex an der Seite Heyms. Von jenen "Chemnitzern auf Zeit" erhielt Jutta Wachowiak unlängst ein Bundesverdienstkreuz zugesprochen. Ein adäquater Sachverhalt für Heym ist bislang unbekannt. Obwohl? Obwohl... Solange nicht auch die nach Heyms Texten geschaffenen Filme zum festen Repertoire der größten Kinos seiner Geburtsstadt gehören, bleiben wir in Heyms Schuld. Und länger.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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