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Ricarda Merbeth

 

Ricarda Merbeth

Selten war wohl in Chemnitz, meine ich gern, ein so glückliches Elternpaar zu erleben - froh über den Weg der Familie und den Lauf der Dinge. Tochter Ricarda etwa, getauft in der Einsiedler Kirche, gelangte bis in die Sphären der Wiener Staatsoper.

Selbst der musiksachverständigen Konzertrezensentin und auch universellen Kennerin unserer Region Marianne Schultz ist keine andere Chemnitzerin bewusst, die es je in diese renommierte Wiener Theaterszene gebracht hätte, wenn man (aber das war ein Mann) vom einstigen Karl-Marx-Städter Generalintendanten Gerhard Meyer absieht, der in der Sektorenstadt Wien bis 1956 an der Seite von Wolfgang Heinz in der Wiener Intendanz gearbeitet hat. Und natürlich auf Gastspiele Siegfried Vogels dort an der Donau.

Marianne Schultz bringt Ricarda Merbeths Format privat und gesanglich wunschgemäß auf ein einziges Wort: "Warmherzig" sagt sie in Nachdenklichkeit, und wir sind uns einig, Ricarda durchschreitet künstlerisch vollreif in diesen Jahren den Zenit ihrer Interpretationskunst souverän im Fach und im Charakterspektrum ihrer Figuren und Szenen.
Ricarda Merbeth war bereits im Staraufgebot des Wiener Opernballs 2003 zu entdecken: Nicht irgendwo im Ballgetümmel, nein, sie kam im Künstlereinzug direkt hinter Giuseppe Sabbatini prominent ins Bild der ORB-Liveübertragung. Zehn Jahre vorher wirkte sie im Festprogramm "300 Jahre Leipziger Oper" mit, nachdem sie dort bei Rektor Siegfried Thiele an der Hochschule für Musik "Felix Mendelsohn-Bartholdy" ihr Studium für Gesang und Pädagogik vollendet hatte. Seit 1999 ist sie nun Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, vielbeschäftigt in ersten Partien bei Spitzendirigenten der Donaumetropole, mehr noch - ihr erneuerter, gehobener Vertrag bietet nun die Tür zu weltweiten Gastspielen.

Nach Bayreuth kam sie 1993 mit dem Stipendium des Magdeburger Richard-Wagner-Verbandes, bare Option auf ihre Unterschrift für die Solistenzeit auf dem Grünen Hügel. Seit 2000 wird sie in diesem Auswahl-Ensemble alljährlich gefeiert, stets zurückkehrend zu ihren Partien im Großen Haus in Wien, das einer Chemnitzerin wie der Merbeth zu besonderem Glück verhilft: "Natürlich geht bei jedem Auftritt ein Adrenalinstoß durch den Körper", gesteht sie Sabine von Imhoff. Der Einsatz kommt und ein Horizont der Situation öffnet sich in klarer Eindringlichkeit: Wer wollte ihr das Wasser reichen?

"Ich wusste nicht, dass ich Sängerin werden wollte. Meine Laufbahn hat sich einfach aufgerollt, und ich musste nur laufen. Dieses Laufen war zwar manchmal holprig, aber man ist immer Menschen begegnet, die einen gehalten haben - wie meine Eltern, mein erster Direktor, mein Generalmusikdirektor. Daneben sollte man natürlich klug, bescheiden, manchmal aber auch frech, ja vielleicht sogar unverschämt sein", beschreibt sie ihr Psychogramm, das freilich auf einem gesunden Quantum physischer Stärke basiert. Eine göttliche Disposition für die großen Lebenslinien spürt Ricarda auf allen Stationen und bringt sie in ihrer Elisabeth zum Klingen: "Ihr Heil'gen zeigt mir jetzt mein Amt, dass ich mit Würde es erfülle."

Mit fünf Jahren geriet Ricarda unter die Fittiche ihres ersten Klavierlehrers, ihres später ersten einfühlsamen Gesangspädagogen: Der Chemnitzer Kirchenmusikdirektor Günther Schmidt, Thomaner einst, solistisch hochgebildet, mild im Umgang mit seinen Chören, Instrumentalisten und Stimmgruppen - für die kleine Ricarda der richtige Chemnitzer Humus.
Unverändert innig und ohne jede spektakuläre Attitüde gesellt sie sich auch heutzutage in ihrer Heimat-Gemeinde unvermittelt "unter die Leute", stellt sich im Gemeindechor einfach dazu, singt, tritt ein, probt mit. Unauffällig und selbstverständlich, ohne Stargehabe und Extravaganzen. Gläubig.

Wenn diese Zeilen erscheinen, hat Ricarda Merbeth Premiere im New National Theatre Tokyo. "Tannhäuser. Neue Inszenierung. In einem Theater mit 3000 Plätzen, neu erbaut", sagt Vater Teutfried mit verständlicher Freude. Man möchte dabei sein! Gewiss ist die Tochter im Frühjahr wieder in Europa, in Wien, in Graz, in Sachsen, zu Hause? Das Opernhaus Graz hat sie verpflichten können. Wenn dann die Sterne günstig stehen, haben wir bald im Musikverein eine Chance, ihr ausführlicher zuzuhören, wenn es heißen kann: "Chemnitzer Köpfe - Ricarda Merbeth".

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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