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Sepp Wenig

Sepp Wenig

Bergmann, Arbeitsdirektor und sein eigener Spielfilmheld

Schwer und untersetzt war er zuletzt, kaum vorstellbar als Hauer unter Tage in den engen Schächten und Fahrten des Wismut-Erzbergbaues. Wie schlank er vordem war, zeigen Fotos in einer Schrift Hans Gert Langes von 1954, die bald mit der Stadtbibliothek ins TIETZ umziehen wird. Leutselig und umgänglich kannte man Sepp Wenig auch in der Karl-Marx-Städter oder erzgebirgischen Öffentlichkeit. Mit 72 wurde er in Siegmar aus seinen Funktionen verabschiedet. Zum normalen Dasein gehörte es jedoch damals auch im Zeichen der Diktatur des Proletariats, dass man für ein unschickliches Wort im Kneipendunst (du verdienst dein Geld ja bloß mit dem Parteibuch) hinter Gitter kommen konnte - mit U-Haft, Prozess und Vollzug, wie damals in der Sache Lorenz gegen Wenig. Davon später.
Sepp Wenigs Name taucht jetzt in Armin Mueller-Stahls großer Bildbiografie von Volker Skierka (Knesebeck München) wieder auf. Der Spitzenkader Sepp von der Jagdschänkenstraße (gebürtig in Zeulenroda, nach Seefahrt und Kriegsdienst unter Tage) stellte sich an der Seite von Armin Müller-Stahl in dem TV-Vierteiler "Columbus 64" kurzerhand selbst dar: Buch und Regie Ullrich Thein, 1966! Mueller-Stahl erwähnt den Film seines Freundes Thein angesichts der rigiden Eingriffe eines Johannisthaler Dramaturgen, Nahke, "weil das Buch zu viel Kritik am real existierenden Sozialismus enthält." Die Hauptfigur namens Brecher, eine verkrachte Schriftstellerexistenz, soll "durch Reportagen über die Welt der Werktätigen und insbesondere den Lebensweg des vom Hauer zum Arbeitsdirektor der Wismut aufgestiegenen Sepp Wenig ... den Weg zur sozialistischen Läuterung finden."
Joseph Wenig starb 1981, gefolgt von Nachruf-serien für den drei Jahrzehnte tätigen Volkskammerabgeordneten und vielfachen Ordensträger der sowjetisch dominierten Jahrzehnte bis hin zur Namenstafel im Ehrenhain der Sozialisten an der Wartburgstraße.
Die eingangs skizzierte Episode mit den Folgen des lockeren Kneipenspruchs spielte real im Chemnitzer Ratskeller und brachte dem FEK-Schlosser Karlheinz Lorenz allerhand Haftmonate ein. Die Prozessakten dürften auffindbar sein. Für ein "Chemnitzer Pitaval"? Nach der Haftzeit gehörte er sofort wieder zum Florian-Geyer-Ensemble und wirkte später im Opernchor der Städtischen Theater ebenso deutlich und stimmsicher wie im weiteren Umgang unauffällig bis zu seinem frühen Tod. Sein schöner Tenor hatte ihn auch als Mitwirkenden des "Nationalen Kulturprogramms" 1951 zu den 3. Weltfestspielen der Jugend auf den Berliner Marx-Engels-Platz geführt, wo er Stephan Hermlins Texte mitsang und uraufführte.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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