• St. Pauli Kirche
  • Johannisplatz
  • Gast. Sechsruthen in Glösa
  • Markthalle
  • Bismarkschlösschen
  • Burg Rabenstein
  • Nicolaibrücke
  • Wanderer
  • Tietz
  • Johanniskirche
  • Becker & Schraps
Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

Max Kegel

 
 

Max Kegel

Poet und Zeitungsmann

In der deutschen Zeitungsgeschichte spielt die "Chemnitzer Freie Presse" in den Jahren bis 1878, also dem Wirksamwerden des Sozialistengesetztes, eine spezielle Rolle. Wenn auch mancher der Redakteure ohne weiteres in Vergessenheit geraten ist, gebührt einem unserer journalistischen Vorfahren mit nationaler Ausstrahlung weiterhin achtungsvolle Erinnerung, selbst wenn seine Wiege in Dresden stand und sein Grab seit 1902 in München zu finden ist.

In Chemnitz wirkte Max Kegel bis 1878, von den Zeitgenossen auch dank jenes Vorzuges gepriesen, als gelernter Schriftsetzer oft die Leitartikel in letzter Minute und ohne Manuskript sofort druckreif am Setzkasten texten zu können. Dass sich an Kegels Grab führende Sozialdemokraten wie August Bebel oder Wilhelm Liebknecht zu letztem Gruß und Nekrolog versammelten, war nicht nur dem designierten Reichstagskandidaten für den Wahlbezirk Frankenberg/Mittweida geschuldet (zur Wahlzeit war er wieder einmal inhaftiert), die deutsche Sozialdemokratie trauerte um einen begabten, fleißigen, gebildeten proletarischen Dichter, einen marktgewandten, reaktionsfähigen Zeitungsgründer, Autor und Redakteur, dessen "Sozialistenmarsch" als Lied der Zeit im Volke lange große Popularität erlangte: "Der Erde Glück, der Sonne Pracht, des Geistes Licht, des Wissens Macht, dem ganzen Volke sei's gegeben! Das ist das Ziel das wir erstreben! Es führt zum Sieg der Freiheit Scharen des Geistes Schwert, des Rechts Panier.- - Da waren Lasalles Gedanken viel mehr im Sinn als nur im entferntesten Anfluge späterer Leninscher Diktaturtheorien.

Zu Max Kegels Verdiensten zählt die stetige Sammlung und Edition operativer Gedichte seiner Zeit, so die "Sozialdemokratischen Liederbücher", die bis 1914 in vielen Auflagen erschienen. Eingeleitet durch die erstmals 1878 in Chemnitz verlegten "Freien Lieder". Zugleich zählen humoristisch-satirische Zeitungsbeilagen von "Nußknacker", "Chemnitzer Raketen" bis zu "Der wahre Jakob", die auf Gründungsimpulsen Kegels basierten oder durch seine langjährige Arbeit erblühten. Sein Lustspiel "Die Tochter des Staatsanwalts" fußte ebenso auf Chemnitzer Erlebnissen und Erfahrungen wie das "Lied der Gefangenen von Chemnitz" ("Hoch auf dem Kaßberg sitzen wir").
Chemnitzer SPD-Redakteure haben später mehrfach von sich (so oder so) reden gemacht. Zuoberst Erich Kuttner, dem alsbald ein separater Beitrag dieser Rubrik gewidmet sein wird. Der Atuor fühlt sich aus der Nachkriegszeit auch dem Kulturredakteur Paul Prien verpflichtet, einem Mann hoher Fachkunde, gebeutelt arg in den Jahren der Diktatur. Irene Herzfeld vom Jahrgang 1903 gehört gleichfalls in diese Reihe, deren Spur sich für uns vorerst auf den Wegen des französischen Exils 1938 verliert. Und: Weil in diesem Monat des Verschwörerattentats auf Hitler gedacht wird, ist auch Gustav Noskes Name zu nennen, "Volksstimme"-Redakteur von 1903 bis 1918 im Hause Dresdener Straße 38 und mit Chemnitzer Reichstagsmandat seit 1906 im Parlament. Unter dem Verdacht des Hochverrats nach dem 20. Juli 1944 in Haft, ist er nur durch Krankheit dem tödlichen Urteilsspruch des Freislerschen Volksgerichtshofes entkommen.

 

 Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

Joomla 3.0 Templates - by Joomlage.com