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Professor Carl Riha

Professor Carl Riha

25. Januar 2003: Eine Extra-Gratulation zum Jahresanfang. Professor Carl Riha wird 80.

Natürlich ist Carl Riha in den heutigen gesamtdeutschen Opernlexika vertreten. Mit dem Bonus des bewährten Felsenstein-Schülers kam Operndirektor Carl Riha ans Karl-Marx-Städter Opernhaus, inzwischen nennt solch Weltstar unter den Opernregisseuren wie Prof. Harry Kupfer in aller Hochachtung Riha seinen Lehrmeister. Alles, jedenfalls ein wichtiger Teil davon, spielt rund um den Theaterplatz von Chemnitz in seinen Karl-Marx-Städter Jahren. 1956 hatte der Gratulant seinen ersten Interviewtermin im Kon-Zimmer des Opernhauses, Riha inszenierte mit allem Charme "Die lustige Witwe", die man aus guten Central-Theaterjahren noch mit Fritz Wellhoff, Charlotte Schaedrich und Hans Hoff in Erinnerung hatte. Nun Rihas Konzept und einen vorzüglichen Kaffee, den Ursula Handrick mit willkommener Grandezza bereitete und servierte. Noch war nicht abzusehen, dass Familie Riha später (und auf Dauer) auf dem Kappellenberg zu Hause sein wollte. Wenn heute Opernfreunde einheimische Erlebnisse der Riha-Ära reflektieren, fallen meist und in wechselnden Reihenfolgen ausgewählte Signalwörter als Auslöser eines gewissen Seufzers: "Der stille Don", "Der unbekannte Soldat", alle Puccinis mit Pasztor, Szönyi, Krohn und Scherfling, "Semjon Kotko", "Mathis der Maler" von Hindemith, "Ero der Schelm" von Jakov Gotovac, "Fidelio" selbstverständlich mit Bravour und auch die szenische Revue zur 800-Jahr-Feier... Wie der Regisseur für den in der "Puntila"-Premiere schwer verunglückten Kammersänger Egon Schulz souverän den Matti-Part extemporierte, wie er den Frosch in jener "Fledermaus"-Inszenierung höchstselbst gab, wie er mit dem Gag "Eine Banane auf den Kopf der Bevölkerung" in südfrüchtearmen Zeiten den Nerv traf - Carl Riha ist ein heftiges Stück Chemnitzer Musiktheatergeschichte des 20. Jahrhunderts, dem die hiesige Operngemeinde so manches wichtige Bühnenerlebnis verdankt. Einmal nur hat er einen Korb gegeben (da bin ich wohl glimpflich davongekommen): Die Absicht, seine einzige Fernseh-Serienproduktion aus dem Kulturpalast - oder war es schlicht ein Mehrteiler? - für eine Wiederaufführung heranzufahren, hat er damals nicht gemocht. Vielleicht versuche ich es noch einmal als Bundesbürger heute? Riha hat für sein Publikum allezeit unvergessbare Inszenierungen ermöglicht, selbst, wenn er mal nicht alles selbst machen konnte. Seinem Generalintendanten Gerhard Meyer nicht unähnlich, wurde er zum Ermöglicher - auch dank eines Passes, der ihm mehr Reiseradius verschaffte als den meisten ringsum. Die Volksbühne Chemnitz hat ihm bei mancherlei Gelegenheit gedankt. Zum 80. werden die Gratulanten Schlange stehen und mit gutem Grunde seufzen: Da capo! Da capo! Salut, Professor! Und die restlichen Fachlexika werden schon auch noch lernen, das manche wertvolle deutsche Erstaufführung seiner Hand nicht nur vermerkenswert, sondern frisch aufgeführt ins Repertoire gehört. Denn Ignoranz ist ein schlechter Ratgeber.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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