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Richard Fleischhut

 

Richard Fleischhut

Der Konditor mit der Plattenkamera

Manieren hatte der Richard, gute Manieren! Und dazu hiesigen Mutterwitz, sicher auch Ironie, eine Portion grafischen Geschmack, wie er im Tortenrepertoire zu Hause sein sollte, und eine "Nase" für technisch-optische Rezepturen. Nahe an der Chemnitz als Geselle im 3. Stock wohnend und sich in der Backstube im Parterre, Ecke Markthallenstraße im Konditorenhandwerk erprobend, reizt den 24-Jährigen endlich die christliche Seefahrt derart kräftig, dass er 1905 als Konditor an Bord geht. Irgendwo im Bauch der Riesenkähne nahe der Kombüsenetage liegt seine Kajüte, unweit davon seine Dunkelkammer.
Der Norddeutsche Lloyd dürfte (an Rollfilm war erst später zu denken) die teure Plattenkamera mitsamt Fixierbadlabor angeschafft haben. Jedenfalls dokumentiert der Chemnitzer "auf mehr als 150 Reisen mit der Kamera die Kreuzfahrten und Überseepassagen fast aller großen Passagierdampfer, wobei die luxuriösen Schiffe mit ihren mondänen Salons und Sonnendecks weit mehr sind als ein Verkehrsmittel." Die Überfahrten gelten als gesellschaftliches Ereignis, prominente Reisende sind an der Tagesordnung, Kreuzfahrten wie die mit der "Bremen" gehören zum guten Ton der vermögenden Oberschicht. Fleischhut hatte sie vor der Linse: Buster Keaton, Fred Astaire, Marlene Dietrich, Franklin Roosevelt, Max Schmeling, Sergej Rachmaninoff und Richard Tauber. Fleischhuts Karriere als Bordfotograf endet 1939 mit dem Untergang der "Columbus". Die Mannschaft wird vom amerikanischen Schiff "Tuscaloosa" aufgenommen, auch Richard Fleischhut.
Die Erinnerung an Fleischhut und seine Fotokunst ist erst weit nach seinem Tode wieder erweckt worden: "Eines Tages erschienen Enkelin und Urenkel von Richard Fleischhut im Bundesarchiv mit zwei Rollen 16-mm-Film und der Frage, ob das Filmarchiv helfen könne", ist überliefert. "Im Nachlass ihres Großvaters befänden sich einige Filme, leider schon in schlechtem Zustand. Bislang habe sich keiner zugetraut, die Filme zu restaurieren, aber das Bundesarchiv sei möglicherweise doch in der Lage dazu. Essiggeruch schlug aus den Büchsen, die Filme waren spröde und geschrumpft. Dennoch, nachdem die Filme als archivwürdig bewertet worden waren, lüfteten die Kollegen die Räume und begannen mit der Erschließung."
So hielt Fleischhut das Bordleben und das Meer, die Landschaften und Menschen der jeweiligen Reiseziele in seinen Fotografien fest. Lukrativ und tüchtig machte er sich allseits unentbehrlich für Kundschaft und Gönner. Die Ausstellung, die zuerst im Stadtmuseum Kiel gezeigt wurde und seither nach Emden, Berlin, Heidelberg und Greifswald gereist ist, muss nun auch bald in Chemnitz zu sehen sein!

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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