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Rolf Seyfarth

 

Rolf Seyfarth

Gut im Block

Als der Radsport noch dopingfrei seine frühen Meriten erwarb, hatte er sofort auch in Chemnitz ein sportlich-industrielles Hinterland. Und einen Förderer: den Kaufmann Rolf Seyfarth. Er war "ein feiner Mann" " stets gut gekleidet, gut frisiert, gewählt sprechend - ein nobler Sportsmann mit Sonorität: Geschäft am Brühl, Wohnung an der heutigen Franz-Mehring-Straße.
Durch die 16-mm-Kamera Seyfarts sind für die Chemnitzer Sportgeschichte bewegliche Filmszenen überliefert, die inzwischen mit anderen Trophäen im Schloßbergmuseum bewahrt werden. Tochter Christa hat sie gestiftet. So lässt sich die Rennbahn von Altendorf ruinös in frühen Nachkriegszeiten sehen, in der er seit 1938 als sportlicher Rennleiter fungiert hatte, aber auch das Eröffnungsrennen 1950: Seyfarth war inzwischen Bürgermeister für Wirtschaft an der Seite Kurt Berthels, dem als Oberbürgermeister tätigen Schlachthofdirektor. Wenn sich Jutta Müller mit Tochter Gabi (damals dreijährig!) im Rollstadion beim "Tango-Max" präsentierte, war Stadtrat Seyfarth als Kameramann begeistert dabei. Mittlerweile war der Textilhändler (Wäsche en gros und en detail, er fährt einen Opel Olympia) mit dem Erbauen der neuen Zementradrennbahn in der Großkampfbahn als Ideengeber beschäftigt. Mit einer Trümmer-Lorenbahn kam der Häuserschutt auf kilometerlangen Feldbahngleisen aus der Innenstadt und dem Lutherviertel, wurde aufgeschüttet zu Traversen und als Zementbahnfundament.
Rolf Seyfarth gilt rechtens als Initiator, als Rennveranstalter, der mit seinen Steherrennen auf der Aschenbahn bis zu 40 000 Zuschauer zu begeistern verstand, populär auch in Erfurt oder Forst, auch in Bamberg oder Heidenau. Die neue Zementbahn wurde dann gar tauglich als internationale Wettkampfstätte für die Radsport-Weltmeisterschaften 1960. Als die Friedensfahrer 1952 zum Etappenort Chemnitz unterwegs waren, drehte Seyfarth am Recenia-Berg in Hartmannsdorf inmitten der  Begeisterten.  Die Sportmetropole Chemnitz mit dem gebirgigen Hinterland wurde im Sommer 1951 Drehort für den DEFA-Film "Sein großer Sieg". Hauptdarsteller Claus Holm war der Matador, später bestens bekannt aus dem "Westfernsehen": 14 Teile "Berlin-Alexanderplatz" und "Raumpatrouille ORION" ab 1966 über Jahrzehnte! Claus Holms großer Start also in Chemnitz!
In den alten Unterlagen findet sich ein Zeitungstext des Chemnitzer Grafikers Rolf Pester aus dem Jahre 1990, in dem er jene verurteilt, die "den katastrophalen Niedergang einer der modernsten und schönsten Radrennbahnen Europas zu verantworten haben, " ganz zu schweigen davon, dass es ihnen gelungen zu sein scheint, eine von Generationen errichtete Hochburg des Radsports, wie es Chemnitz stets war, zu einer Ruine verkommen zu lassen." Im Chemnitzer Rennchronolog fanden sich pro Saison 15 bis 18 Rennen! Seyfarth überliefert als Rennleiter in seinen Memoiren "„Keine deutsche Bahn war nur annähernd imstande, die Gagen zu überbieten, die Chemnitz mühelos zahlte."      
Rolf Seyffart zählte in Ostzonenjahren zu jenen, die den monolithisch postulierten Blockgedanken wirklich als Block verstanden hatten. Wirkliche Parität, keine führende Rolle einer Vorhut. Spätere Entwicklungen sah er verklärt als vorübergehendes Reagieren auf dem Weg zur Zweistaatlichkeit. Der Liberale gab die Hoffnung nicht auf. Von Anfang an als Sportberichterstatter an vier deutschlandweit verbreiteten Zeitungen tätig, blieb sein Dienstplatz bis 1972 an der "Straße der Nationen" gegenüber dem "Chemnitzer Hof". Es war der Chefsessel der Bezirksredaktion "Sächsisches Tageblatt - Organ der LDPD". Im Streckverband als Kriegsversehrter im Wehrmachtslazarett schrieb R.S. sein Steno-Manuskript "Rennsportfieber"* - flott im Text und episodenreich. Vielleicht findet sich irgendwann ein Verleger.

Addi Jacobi

*PS: "25 Jahre als Sportberichterstatter sowie Rennveranstalter mit Radweltmeistern, Fliegern, Stehern und Schrittmachern." (als Privatdruck im Schloßbergmuseum Chemnitz)

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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