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Rudolf Kempe

Rudolf Kempe

Zuerst Generalmusikdirektor im Nachkriegschemnitz

Wenn Künstler auf dem Weg zu internationalem Ruf und Ruhm in der Stadt an der Chemnitz wesentliche Impulse erhielten, hier in Arbeit und Umfeld sich mauserten, sind wir gern ihrer Zustimmung gewiss, als Chemnitzer Kopf zu gelten. Klaus Tennstedt und Robert Satanowski sind solche Dirigentenkoryphäen, die allein ein Mann wie Rudolf Kempe überragt an Internationalität und auch an temporärem Vorrang. Seine erste Berufung zum Generalmusikdirektor nahm Rudolf Kempe noch 1945 im Marmorpalast entgegen, Professor Hans Riesner zählte zu den Initiatoren des so glücklichen Aktes. Bis zum Bombenangriff wohnte Kempe auf der Weststraße 1, danach in Kappel, Horststraße 6. Gebürtig nahe Dresden und in Leipzig zur Wehrmacht eingezogen, hatte er, schon in Uniform, einen Vertrag für Chemnitz erwirkt. Rolf Harzer, späterer 1. Konzertmeister hier und langjähriger Gewandhausmusiker danach, erinnert sich gern daran, wie an seiner Seite der Oboist jeden Dienst als Orchestermusiker ausführte, sofern er nicht als Kapellmeister disponiert war. Chemnitz rettete Kempes Talent vor den tödlichen Gefährdungen an der Front.
Unter denen, die in Chemnitz Trümmer beräumten, war Kempe aktiv, wie Generalintendant i. R. Gerhard Meyer uns jüngst eindrucksvoll bestätigte. Er war dabei, sieht Kempe sofort im Treppenhaus des Opernhauses in der Trümmereinsatzkluft. Alte Militärschränke waren notdürftiger Lagerplatz kostbarer Partituren, die kaum vor von der Decke tropfendem Wasser bewahrt bleiben konnten.
Kempe begann das Konzertleben der frühesten Nachkriegszeit in Chemnitz. Als erste Bühne im Osten nahm die hiesige mit "Rigoletto" Mitte Juli 1945 den Spielbetrieb auf, nur fünf Wochen nach der Kapitulation war Kempe in der Aula des Realgymnasiums bei der ersten künstlerischen Veranstaltung spiritus rector: "Sie begann mit Beethovens Egmont-Ouvertüre und umfasste vom Gebet bis zum Steptanz, von Gluck bis Johann Strauss über Schiller und Goethe, gesprochen, gesungen, getanzt so ziemlich alles, was dieses Häuflein Künstler seiner ungewissen Zukunft an Hoffnungen entgegenzubringen wagte." (Kempe)
Von Chemnitz war der GMD zunächst nach Weimar gewechselt, dann 1950 in gleicher Position nach Dresden und München gegangen. Weltruhm erwarb das Genie am Pult dann in New York, dirigierte in London den Ring des Nibelungen und stieg 1961 zum Chef des britischen Royal Philharmonic Orchestra auf und wurde zugleich BBC-Orchesterchef. Während er als Festspieldirigent in Salzburg, Bayreuth, Verona und Athen wirkte, blieb uns in jenen Jahren nur, uns "unseren" Kempe per Schallplatte nach Hause zu holen. Man besaß dann dank EMI-Kooperation Aufnahmen in bester Eterna-Qualität, etwa die einmaligen Richard-Strauss-Interpretationen, nicht zuletzt aber die Probendokumente zur 7. Sinfonie aus dem Beethovenjahr 1970, in der die Worte des sächsischen Weltbürgers mit dem sechsjährigen Chemnitzer Accelerando noch heute zum elementaren Hörerlebnis produktiver Zwiesprache zwischen Dirigent und den Orchestergruppen werden.
Überliefert ist die Nachricht vom Chemnitzer Abschiedskonzert Kempes im Saal des heutigen Agricola-Gymnasiums am 24. Juni 1948, dessen Programm in der Darbietung einer Brahmssonate gipfelte. Am 10. Mai 1951 kam Rudolf Kempe letztmals nach Chemnitz zurück, um ein Sinfoniekonzert im Marmorpalast zu leiten. Bleibt zu hoffen, dass im Mai übers Jahr, wenn sich Kempes Tod zum zwanzigsten Mal jährt, auch ein Kranz Chemnitzer Musikfreunde das Münchner Grab ziert. Verstorben war Kempe in Zürich, mit dessen Tonhallenorchester er 1965 innig bekannt wurde. Seinen 66. Geburtstag hat er schon nicht mehr erlebt.

 

Quelle: Stadtstreicher Chemnitz, Addi Jacobi

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